Tagebuch eines Autors. Autorin - am Anfang der Fantasie. Mara Winter
Autoren. Auch diese werden nicht als solche geboren sonder wachsen heran. Erarbeiten sich ihre Geschichten, tauchen in die tiefen ihrer Fantasie, bis sie sich endlich entschließen dies alles auf Papier zu bringen. So wie Bücher eine Entstehungsgeschichte haben, so haben es auch die Autoren. Manche sind vielleicht genau so fantastisch wie die Geschichten in Ihren Büchern, manche sind simple. Schluss und endlich, hoffen wir, treffen wir uns alle am Ende vom Anfang - Autoren am Anfang der Fantasie. Die Geschichte und der weg von einer Person zum Schriftsteller.
Autoren kann jeder Interviewen. Aber hier bringe ich euch die Entstehungsgeschichte, noch bevor die Reise mit ihren Büchern begonnen hat, näher.
Viel Spaß heute mit der LIEBEN MARA WINTER.
ca. 1986
Als mir das erste mal bewusst wurde, dass
ich etwas schreiben wollte, war ich viel zu jung, um darüber zu reflektieren.
Ich habe einfach angefangen, "Bücher" zu schreiben, sobald ich irgendwie
schreiben konnte. Ich habe Papier gefaltet, geschnitten und getackert und meine
eigenen Büchlein gebastelt.
In den nächsten Jahren habe ich alleine und
mit Cousin und Cousine weiter"gearbeitet".
Ich habe auch einmal ein komplettes
Hörspiel auf Kassette gesprochen (Ihr erinnert euch? Das waren die Dinger mit
den zwei Löchern, die man drehen musste, wenn sich das Band verfangen hatte...)
Ich habe auch meine beste Freundin gequält,
der ich immer Geschichten erzählen wollte, "weil sie einfach in meinem Kopf
sind und raus wollen".
1991
In diesem Jahr habe ich mit meinen Freunden
einige "Zeitschriften" erstellt, angelehnt an BRAVO. Zu unserer
"Applaus" haben wir sogar mit meinem alten Camcorder eine
(grauenvolle) Folge Applaus-TV gedreht.
1995
In meiner Teeniezeit bin ich überwiegend
mit erstem Freund und Liebeskummer beschäftigt. Dennoch finde ich die Zeit, den
Plot zu einer schrecklich klischeehaften offenbar amerikanischen Teenie-Schulromanze
niederzuschreiben. (Die Personen heißen Parker, Linda...den Rest weiß ich nicht
mehr.)
1999
Deutsch ist seit Jahren mein Lieblingsfach,
ich schreibe sehr gerne Aufsätze und liebe Literatur. (Bin wohl die einzige,
die freiwillig in ihrer Freizeit Sekundärliteratur liest.)
Trotzdem erinnere ich mich genau, dass ich
in dieser Zeit denke, ich könne keine Belletristik schreiben, weil man mit
Sprache alleine nicht alles ausdrücken kann, was man denkt und fühlt. Das Leben
erscheint mit einfach zu komplex.
(Kleine Ausnahme: Bin schrecklich verliebt
und schreibe ein Liebesgedicht. Zeige es sogar der angebeteten Person im
Deutschunterricht, sage aber nicht dazu, dass es für ihn ist. Logisch. Aus der
Sache mit dem Typen wird nichts. Aus der Sache mit dem Schreiben schon.)
2000
Ich setze mich hin und schreibe meine erste
Kurzgeschichte. Sie ist von Anfang bis Ende in meinem Kopf und ich bin sehr
zufrieden damit.
2001
In einer seltsamen Stimmung (bin grade neu
nach Köln gezogen, stehe zwischen zwei Männern und am Anfang der
Schauspielschule, alles ist neu und aufregend und beängstigend) lasse ich
nachts vier Stunden lang das Lied:"Clubbed to Death" laufen und
schreibe in dieser Zeit mein erstes "richtiges" Gedicht, das ich auch
später noch gut finden werde.
Ab 2002 schreibe ich regelmäßig Gedichte
und Kurzgeschichten. Ich beginne, in Autorenforen zu forschen und Bücher übers
Schreiben zu lesen. Ich schicke meine Texte zu Anthologieausschreibungen und
Wettbewerben und bin total glücklich, als die erste Kurzgeschichte abgedruckt
wird.
Ich kann mich jedoch extrem lange nicht für
ein Pseudonym entscheiden. Mein richtiger Name ist mir zu lang und zu holprig,
und ich möchte mir vor allem auch etwas Anonymität bewahren, für den Fall, dass
ich irgendwie berühmt werde.
Die ersten Geschichten erscheinen unter dem
Namen, den ich auch für meine "Schauspielkarriere" benutze. Ich bin
froh, als ich beides zusammen nach drei Jahren ablegen kann, als mir klar wird,
dass ich doch auf gar keinen Fall mehr Schauspielerin werden möchte.
2006
Ich habe mich entschieden, nach einem
Literaturagenten zu suchen. Ich rufe bei einer renommierten Agentur an und habe
den Inhaber am Telefon. Er spricht lange und interessiert mit mir. Ich darf ihm
drei Geschichten schicken. Ihm gefällt mein Stil, er sagt mir aber, dass er
einen Roman braucht. Er schlägt mir etwas im Genre "Chick Lit" vor,
was ich empört ablehne. "Frauenbücher" sind mir zu seicht und
oberflächlich.
In dieser Zeit schreibe ich vor allem
ernste und düstere Texte. Bisher lese ich auch nur "anspruchsvolle
Literatur".
2007
Ich schreibe den Anfang zu einem düsteren
Jugendroman. Mehrere lange Telefonate mit dem Agenten, bei denen er mir
wirklich gute Tipps gibt. Er schickt mir ein sehr gutes Buch, das ich
durcharbeite.
Mein neues Pseudonym, den Mädchennamen
meiner Oma, findet er aber langweilig und "unsexy".
Er lädt mich ein, ihn zu besuchen. Hätte
hellhörig werden sollen, als er mich nicht in sein Büro, sondern zu sich nach
Hause bat, wo er "mehr Zeit für mich" hätte.
Hatte er dann auch, aber er wollte sich
lieber mit mir betrinken und sich dann meinen körperlichen Vorzügen widmen.
Meine Geschichte, die ich mitgebracht hatte, las er widerwillig und sagte, sie
sei nicht schlecht, aber das Genre "Entwicklungsroman" interessiere
ihn nicht.
Er akzeptierte meine Zurückweisung, aber
die Stimmung war danach ziemlich kaputt und wir waren sicher beide erleichtert,
als ich wieder nach Hause fuhr.
2008:
Mein Sohn kommt auf die Welt und ich schreibe meine Abschlussarbeit zu einem literaturwissenschaftlichen Thema, die ich kurz danach auf GRIN veröffentliche. Durch diese Veröffentlichung verdiene ich tatsächlich mehrmals um die drei Euro und in einem unglaublichen Quartal sogar einmal 19 Euro :) .2009
Der nächste Agent scheint
"koscher" zu sein, da er sich nur mein Manuskript anschaut udn kein
persönliches Treffen möchte. Er wird zu dieser Zeit auch auf der Seite
uschtrin.de empfohlen. Ich unterschreibe einen Vertrag. Leider will er mich
danach zu einem kostenpflichtigen Lektorat überreden. Ich kündige den Vertrag
und lese kurz darauf viele Berichte über die Agentur Lindbergh und Well, die
systematisch Autoren ausgenommen hat.
Zum Glück habe ich nichts bezahlt.
Meine beste Freundin überredet mich, den
Frauenromanen doch noch eine Chance zu geben. Ich weigere mich anfangs, aber
sie zwingt mich, Kerstin Gier und Steffi von Wolff zu lesen.
Ich lese "Fremd küssen" und
"Für jede Lösung ein Problem" und verliebe mich in die Autorinnen und
das Genre. Ja, es gibt immer noch viele schlechte, klischeehafte, langweilige
Frauenromane, aber es gibt auch originelle, witzige Bücher in diesem Genre.
2010
Ich habe den Plot zu einem
Mädchenunterhaltungsroman im Kopf, der zwar ins Genre Chick Lit passt, mir aber
trotzdem gefällt. Ich schreibe die erste Fassung zu "Summa cum Liebe"
und schicke die ersten 40 Seiten an mehrere Literaturagenturen. Es gibt einige
positive Reaktionen, aber keinen Vertrag.
Inzwischen habe ich mein Germanistikstudium
abgeschlossen und arbeite bereits als Redakteurin bei einem kleinen Magazin.
2011
Ich treffe einen neuen Agenten, der sehr
sympathisch und kompetent ist. Ich bin erleichtert, als er weder "männliches"
Interesse an mir zeigt, noch Zuschüsse zum Lektorat verlangt.
Wir telefonieren in den kommenden Monaten
öfters. Er gibt mir viele gute Tipps, aber letztendlich kommen wir doch nicht
zusammen, weil ihm mein Manuskript zu unglaubwürdig und zu überdreht vorkommt.
Bestimmte Stellen will ich aber nicht ändern.
Ich lege ihm einen neuen Romanentwurf vor,
der ihm leider auch nicht besonders gefällt.
Zum Glück habe ich nur einen Probevertrag
unterschrieben.
Obwohl die Zusammenarbeit letztlich
gescheitert ist, behalte ich ihn als seriös, kompetent und sympathisch in
Erinnerung.
2012
Ich überarbeite "Summa cum Liebe"
komplett. (Die Zeit ist knapp, da meine Tochter in diesem Jahr zur Welt kommt).
2013
Ich schreibe erneut mehrere
Literaturagenturen an. Eine kleinere bietet mir einen Vertrag an und ich fahre
nach Berlin, um die Agentin kennenzulernen. Sie ist sprunghaft und eine
interessante Persönlichkeit. Ich unterschreibe den Vertrag, erhalte aber keine
Kopie des Vertrags von ihr zurück.
Ich schlage ihr drei Pseudonyme vor, sie
entscheidet sich für mein zweitliebstes.
Nach anfänglichen längeren Telefonaten ist
sie nun nicht mehr erreichbar. Ich versuche zehn Wochen lang, mit ihr einen
Gesprächstermin zu bekommen. Auf zahlreiche Anrufe und Mails reagiert sie
nicht, bis ich sie schließlich doch per Mail zu einem Telefontermin festnageln
kann. An besagtem Tag ist stundenlang besetzt, bis ich abends endlich
durchkomme und sie meinen Anruf wegdrückt. Ich frage noch einmal freundlich
nach einem weiteren Termin, den ich nicht bekomme, bevor ich mich entschließe,
aus dem Vertrag auszusteigen. (Exklusivvertrag für 2 Jahre).
Ich hole mir Hilfe bei einem Rechtsanwalt.
Er schlägt mir vor, mein Vertragsangebot zurückzuziehen, da sie ja
glücklicherweise verpeilt hat, mir den unterschriebenen Vertrag
zurückzuschicken.
Ich komme also aus dem Vertrag heraus, bin
aber extrem deprimiert und denke, dass ich es wohl nie schaffen werde, ein Buch
zu veröffentlichen.
Irgendwo lese ich den Spruch "Never
never never give up!" Komischerweise hilft mir diese kleine Plattitüde,
die Enttäuschung zu überstehen. Schreiben werde ich sowieso immer, auch wenn
mir nie eine Veröffentlichung gelingt. Ich kann mittlerweile gar nicht mehr
anders, denn das Schreiben ist mein Ventil, um mit dem Leben fertig zu werden.
2014
Ich habe mich von meiner Enttäuschung
erholt und entschließe mich, mein Manuskript einfach selbst an Verlage zu
schicken.
Ich schreibe ca. 40 Verlage an und erhalte
tatsächlich Angebote von drei kleineren Verlagen.
Hätte ich echt mal früher machen sollen!
Ich recherchiere ausführlich in
Literaturforen über die Arbeitsweise der Verlage und entscheide mich dann
glücklicherweise für den SIEBEN VERLAG.
Mittlerweile weiß ich auch endlich, dass
Mara Winter der richtige Name für mich ist.
Kurz, einprägsam, schlicht, aber nah genug
an meinem echten Namen, sodass ich mich absolut damit identifizieren kann.
Leider dauert es vom Vertragsabschluss bis
zum Veröffentlichungstermin noch einmal elf Monate! Aber alles läuft super ab
und ich bin hundertprozentig zufrieden mit dem Verlag, der ein wirklich
wunderschönes Cover gezaubert hat.
Nun bin ich motiviert, stelle eins meiner
Kinderbuchmanuskripte fertig und erhalte bereits eine Woche nach meiner
Bewerbung das Angebot eines kleinen Verlags, es im kommenden Jahr zu
veröffentlichen.
Ich schreibe eine neue Literaturagentur an
nehme mir viel Zeit für meine Bewerbung. Ich telefoniere mit der Agentin und
habe ein sehr gutes Gefühl. Kürzlich habe ich nun meinen vierten Agenturvertrag
unterschrieben und bin voller Hoffnung, dass es dieses Mal mit der
Zusammenarbeit klappt.
Um die Zeit bis zur Veröffentlichung zu
überbrücken, melde ich mich schonmal bei Facebook an und trete verschiedenen
Autorengruppen bei. Und siehe da, es gibt viele, die selbst veröffentlichen und
sehr zufrieden damit sind. Ja, natürlich gibt es auch hier talentlose,
selbstverliebte Möchtegernautoren, die völlig kritikresistent sind, aber auch
wirklich gute Schriftsteller, die einfach alles selbst in die Hand nehmen,
lektorieren lassen, sich ein tolles Cover erstellen lassen und dann ein
wirklich gutes Buch auf den Markt bringen. Wenn ich das früher gewusst hätte,
hätte ich es dann auch selbst versucht? Wahrscheinlich eher nicht. Gerade weil
es in meiner Familie schon mehrere Autoren gibt, hätte man mich als
Selfpublisher wohl nicht ernst genommen. Ich brauchte für mich selbst die
Legitimation eines Verlags, um mich Autorin zu nennen. Jetzt ist es etwas
anderes. Jetzt habe ich einen Kurzkrimi als eBook bei Amazon veröffentlicht und
freue mich, dass es diese Möglichkeit gibt.
1. Juni 2015:
Und nun ist es tatsächlich soweit. Nach 16
Jahren des Schreibens erscheint heute wirklich mein Roman "Summa cum
Liebe".
Wie gespannt ich auf die ersten
Rückmeldungen bin, brauche ich wohl nicht zu betonen. :)
Daher: wenn ihr mein Buch lest und es euch
gefällt, schreibt mir doch eine kurze Rückmeldung. Ich würde mich unglaublich
darüber freuen. Danke!
Eure Mara
Und da die Liebe Mara total lieb und nett ist gibt es sogar 2 Goodibags zu Gewinnen. Einfach bis 1 Juli habt ihr zeit mir hier einen netten Kommentar dazulassen und mir zu verraten ob euch die klassischen Interviews lieber sind oder auch diese Version euch interessieren würde.
Viel spaß und viel Glück. Bedingungen zum Gewinnspiel findet ihr unter "Disclaimer"
Wieder ein klasse Tagebuch von einer Autorin.... Ich mag diese Art von Interview. Ich finde es noch persönlicher und interessanter geschrieben, als immer die gleichen Fragen und Antworten zu sehen. .. Ich finde dieses hier von der Mara Winter nur ein bisschen lang.
AntwortenLöschenAber sonst mega gut. :-)
Ich würde mich sehr über ein goodie bag freuen. ...
Gruß und küsschen Anne :-*
Vielen Dank für das schöne Tagebuch.
AntwortenLöschenIch finde beide Varianten gut. Bei Interviews kann man gezielt Dinge erfragen, Tagebücher stellen dagegen die ganz persönliche Entstehungsgeschichte dar, was ich unheimlich interessant finde :-)
LG Yvi
Mal wieder ein toller Beitrag 😍*~*
AntwortenLöschenIch mag die Tagebücher viel lieber da ich einen Einblick in die Welt der Autorin haben kann. Die Tagebücher sind auch viel persönlicher und interessanter zum lesen.
LG Kete
huhu du liebe :)
AntwortenLöschenschöner beitrag von dir <3 ich stehe auf so art von interview... viel persönlicher und aussagekräftiger :)
lg und schönes we
Huhu,
AntwortenLöschenmir hat dieses Interview auch sehr gefallen. Mir ist es eigentlich egal, was für ein Interview es ist hauptsache man erfährt etwas über den Autor.
LG Linnea